Samstag, 20. September 2025

Lakes & Knödel

 

Eckdaten zum Event

Lakes 'n' Knödel

Lakes ’n‘ Knödel ist ein unsupported Bikepacking-Abenteuer, das die Schönheit der Alpen und deren kulinarische Spezialitäten in entlegenen und reizvollen Gegenden präsentiert. Die Veranstaltung startete am 8. September 2025 in Fuschl am See und endete am 14. September 2025 in der Region um den Bodensee.

 

 

Fahrbericht von Manuel Schiller


Eine unsupported Gravel-Bike Packing Tour vom österreichischen Fuschl am See bis in die Nähe
von Bregens am Bodensee. Allerdings wird auf der 720 km langen Tour, nahezu jeder Berg
mitgenommen, den es gilt ca. 14.000 Höhenmeter zu überwinden. Die Route ist fest vorgegeben
und wird durch das Anfahren von 3 Checkpoints kontrolliert.
Eine derartige Tour, habe ich vorher nicht absolviert, also war ich vor allem eins, Neugierig zu
wissen, ob ich überhaupt durchhalten werde.


Montag 08.09.2025


Start war am Montag bei Bilderbuchwetter und alle 175 Teilnehmer machten sich auf den Weg.
Das Feld wurde sogleich zerrissen, da sofort einige sehr lange und steile Anstiege auf dem Weg
lagen. Auch konnte ich sehr schnell viele Teilnehmer am Straßenrand sehen, die erste Pannen
beheben mussten.
Die ersten Stunden fühlten sich insgesamt aber so an, wie eine Herrentags-Ausflugsfahrt. Dabei
gab es auf dem Weg fantastische Aussichten, (natürlich nur wenn man ein Freund der Berge ist).
Viele wunderbare Seen lagen auf dem Weg, eingebettet in ein tolles Bergpanorama.
Einer von unzähligen Seen (Mattsee)
Gegen Abend kamen wir (ich bin zunächst als Team gestartet) in Traunstein an, wo wir uns um
eine Unterkunft kümmern wollten. Und lernten auch gleich eine erste Lektion – denn so spät am
Abend ist es nahezu aussichtslos, etwas zu finden. Wir fanden schließlich etwas abseits in der
Nähe der Autobahn ein Autobahn-Motel. Eine Unterkunft, die man nie mit Urlaub in Verbindung
bringen würde. Am nächsten morgen erklärte mein Teampartner er fährt nicht weiter, sodass ich
von nun an allein weiterfahren sollte.

 


Dienstag 09.09.25


Ich fuhr zum Streckenpunkt, von wo wir die vorgegebene Route verlassen hatte, zurück und fuhr
weiter. Leider hatte mein Garmin heute einen schlechten Tag, des es fiel mehrmals aus, sodass
ich mich häufig verfahren habe. Als ich nach 2 Std. an einem merkwürdig vertraut
vorkommenden Marktplatz vorbei kam, merkte ich das ich tatsächlich im Kreis gefahren war…
wie ärgerlich.
Nun nahm ich das Handy mit der Komoot-App zu Hilfe und fuhr mit 2-facher Navigation weiter
bis ich endlich auf weitere Teilnehmer traf. Da war ich erst einmal erleichtert. Heute wollte ich an
einem von 3 Checkpoints eintreffen, die Stellen, wo wir eine Karte abstempeln und Knödel zur
Stärkung bekommen sollten. Der CP 1 befand sich in der Beckstein-Hütte, diese liegen natürlich
meist oben auf dem Berg. Die Hütte zu finden, erwies sich als nicht einfach, denn wie viele
andere Teilnehmer mir später berichteten, fuhr auch ich, zunächst vorbei. Das Wetter wurde ab
Mittag zunehmend schlechter, blieb aber trocken. Nachdem ich meinen Stempel und Knödel
bekommen habe, wollte ich mich als Lerneffekt des Vortages um eine Unterkunft kümmern.
Aber hier oben gab es kein Netz. Also ging es erst mal rasant hinab und weiter. Irgendwann kam
ich in und am Schliersee in Österreich an. Es drohte Regen, ich entschied mich für die Suche für
eine Übernachtung an Ort und Stelle und wurde fündig.
Beste Sicht am Schliersee

 

 


Mittwoch 10.09.2025

Heute stand die „Königsetappe“ auf dem Plan, zumindest wenn man sich das
Streckenprofil ansah. Zusätzlich bestand die Herausforderung darin, den CP 2 zeitlich so zu
erreichen, das ich noch am Abend vor 20:00 aus dem Naturschutzgebiet „Karvendel“
herauskommen würde. Aufgrund der extremen Anstiege war es gar nicht so einfach, aus diesen
Rahmendaten einen Plan zu entwickeln. Also machte ich, was ich in solchen Situationen am
besten finde, ich fuhr einfach los. Der Regen setze ein ich konnte immer mehr Teilnehmer
überholen (obwohl die Tour gemäß Veranstalter, kein Rennen war) und irgendwann zu einem der
echten großen Ausschläge auf dem Streckenprofil – dem Anstieg zur Plumjochhütte. Der finale
Anstieg war wirklich extrem steil. Da ich mit einem Rad unterwegs war, mit max. 42 vorn, 45
hinten, bepackt mit Gepäck, die das Rad an die 16kg Grenze brachten, stand schnell fest, das
ich nun einen etwa 4 km langen Fuß, bw. Schiebemarsch vor mir hatte. Es hatte Dauerregen und
kaum 10 Grad, aber beim Anstieg war das sehr willkommen. Ich hatte Mühe überhaupt laufen zu
können, fast waagerecht musste ich mich an einigen Stellen und das Rad legen, um
vorwärtszukommen. Aber wo es hoch geht, geht’s auch irgendwann runter, die steilsten
Passagen gingen zwar im zeitlupentempo, aber dennoch vorrüber und man konnte wieder
fahren. Am CP2 angekommen war die warme Knödelsuppe sehr willkommen, dazu eine heiße
Schokolade.
Die Klamotten wurde natürlich nicht trocken und so stand nun eine sehr kalte Abfahrt bevor.
Unten setzte der Regen weiter zu und zum ersten Mal auf dieser Tour suchte ich den Spaß an der
Veranstaltung. Fast um Glück kam nun der zweite dicke Zacken, auf der Karte, der Anstieg zur
Karvendelhütte. Mein Garmin zeigte für die nächsten 17 km einen Anstieg mit durchschnittlich
9% an. Dazu eine Piste aus groben Felsbrocken, was mich die nächsten 2 Stunden gut
beschäftigte.
Noch nicht ganz oben angekommen
An der Karvendelhütte, die mit ca. 1.800 m den höchsten Punkt der Tour bildete, hörte der Regen
dann endlich auf und es folgte eine der tollsten Abfahrten, die ich je gefahren bin. Es war zwar
kalt, aber die Aussicht und das Adrenalin sorgten für einen Ausgleich.
Ausblick auf die kommende Abfahrt
Und je tiefer ich kam, desto wärmer und trockener wurde ich. Ich hatte am Ende der Abfahrt
tatsächlich mein Ziel, das Naturschutzgebiet zu verlassen, erreicht, nun konnte ich mich der
Suche nach einer Unterkunft widmen. Es sollte diesmal in Leutasch sein, Was ich nicht wusste,
kurz vor Leutasch zeigte mir mein Garmin 8km mit ca. 8% im Durchschnitt an. Das hat gesessen,
da denkt man, man rollt gemütlich ins Ziel, doch dann kommt noch mal so ein Klopper in den
Weg. Die Flaschen leer, die Piste am Abend die durch den Wald führt wurde immer dunkler und
irgendwann stand eine Absperrung im Weg. Mit Glück sah ich durch den tiefen Matsch die
Spuren derer, die vor mir hier durchgekommen sind. Also doch noch kurz vor Feierabend
einsauen. Durch tiefen Schlamm und Matsch das Rad die letzten Meter hoch bewegt und dann
kam doch noch, die Abfahrt nach Leutasch. Mittlerweile halb neun, bekam ich auf meine
telefonischen Anfragen nur Absagen. Alle hotels im Ort voll belegt und es wurde dunkel. Ein sehr
hilfsbereiter Hotelmitarbeiter vermittelte mir eine riesengroße, aber leere Ferienwohnung, die
ich dann gegen 22:00 erreichte. Eine leere Ferienwohnung bedeutet aber auch, kein Abendessen
und kein Frühstück. Aber zumindest eine Dusche und ein Bett.

 


Donnerstag 11.09.2025

Der Plan heute, los zu radeln und an der erst besten Möglichkeit etwas zu
essen. Da stand naürlich nur ein Berg im Weg, aber in den Bauden hier oben schmeckt es eh
besser. Nach dem Frühstück wurde es zwar nicht wärmer, aber es machte wieder Spaß. Ziel für
heute war CP3, den Tag fühlte sich wie meditatives Radfahren an. Der Kopf war völlig leer, es gab
an dem Tag keinen Menschen zu sehen, die Gedanken waren völlig frei. Es tat wunderbar gut so
etwas mal zu erleben. Egal ob Anstiege, Dauerregen oder Wind, die Beine treten, die Arme
lenken, die Augen schuten, mehr gab es nicht zu tun.


Heute konnten mich nur die Bullen stoppen.


Diesmal erreichte ich das Ziel im hellen, witzigerweise war der CP3 diesmal ich richtig schickes
Radsportgeschäft. Leider keine Rabatte für Teilnehmer. Die Unterkunft für den Abend habe ich
diesmal rechtzeitig gebucht, was die Sache aber nicht günstiger macht) und Abends gab es
noch einen Döner.

Freitag 12.09.2025


Am letzten Tag stand fest, heute wird gefinisht. Es waren nur noch knappe 100 Km da ich an
allen anderen Tagen stets 150 – 170 km abgespult habe, sollte das bis zum zeitigen Nachmittag
möglich sein.
Derart motiviert ging es flott zur Sache, an diesem Tag überholte ich fast 10 weitere Teilnehmer.
Natürlich galt auch hier, das Beste kommt zum Schluss. Ein Berg der von der Länge her machbar
schien, aber steil war. Aber ich dachte mir, nochmal schiebe ich nicht und wackelte mich
irgendwie auf dem Rad den Anstieg hoch. Nun dachte ich, das Ziel bald sehen zu können, aber
es galt noch viele Kuhweiden weiter und zahlreiche fiese nasse Wiesen bergauf zu überwinden,
bis dann endlich die finale Abfahrt in Richtung Hittisau kam. Dort saßen 3 weitere Radler, die
kurz vorher angekommen sein mussten. Insgesamt eine unspektakuläre Zieleinfahrt nach einer
mehr als spektakulären Tour. Ich entschied auch aufgrund der Temperaturen nicht lange zu
bleiben, sondern gleich wieder aufs Rad zu steigen und die allerletzten 40 km zurück nach
Lindau (dort hatte ich das Auto geparkt) zu fahren. Somit kam ich dann auch am letzten Tour Tag
auf meine ca. 150 km. In Lindau angekommen konnte ich mich, aufgeputscht ob all der
Erfahrungen der letzten Tage und Stunden, ins Auto setzen und die 7 Stunden nach Hause
fahren, wo ich mich dann aber umso mehr auf ein Bett freute.